„Ich hätte auch gerne mit 55 Jahren aufgehört zu arbeiten, aber es dauerte noch weitere zwei Jahre, bis ich mit Sabrina Plötzing eine Person gefunden habe, der ich meine Patientinnen mit reinem Gewissen anvertrauen kann.“

So beginnt eine etwas andere Nachricht, mit der sich die Gynäkologin Heike Kaup aus unserer STEG verabschiedet. Sie, die – nach ersten Jahren in den Clemens- und Knappschaftshospitälern – bereits 1998 als erste niedergelassene Ärztin der zukünftigen STEG-Gründer:innen eine eigene Praxis besaß. 2008 eröffnete sie dann gemeinsam mit ihrem Mann Dr. Peter Kaup und dem langjährigen Freund Michael Etges die erste Gemeinschaftspraxis am Eugen-Zur-Nieden-Ring, aus der nach einem weiteren Umzug schließlich 2014 die Sterkrader Gemeinschaftspraxis erwuchs.

Doch warum geht eine Ärztin derart früh in den selbstgewählten Ruhestand? Nein, es sind weder Krankheit noch Not, die Heike Kaup zu der Entscheidung trieben. Es ist vielmehr eine alte Leidenschaft, die sie in all den Jahren nie losließ und der sie nun vollumfänglich nachgehen kann: ihrem Bauernhof.

Tatsächlich schlugen seit jeher zwei Herzen in ihrer Brust. Das eine gehörte der Medizin, das andere der Natur, den Tieren des Hofes und einer nachhaltigen Landwirtschaft. Vor rund zwei Jahren hat sie sich daher mit Ihrem Mann den Traum erfüllt und neben der Übernahme des alten Kempkenshofs in Voerde auch noch eine Schafzucht mit deutschlandweit einmaligen Southdownschafen begründet.

Und während sie bereits die Tage anderweitig erlebt, denkt sie zurück an ihre Zeit in der Frauenheilkunde und beginnt zu zählen: „In all den Jahren muss ich über 10.000 werdende Mütter auf dem Weg zur Entbindung begleitet haben“, resümiert sie. Mütter, die – eine Generation später – oftmals ihre Kinder zu ihr schickten. Nach knapp 30 Jahren medizinischer Praxis tauchten mitunter sogar deren Kinder in ihrer Praxis auf und begründen damit die dritte Generation der gynäkologischen Versorgung. „Das war immer ein sehr besonderer Moment, wenn die Mutter mich im Rahmen ihrer Behandlung fragte, ob ihre Tochter als Teenager nicht auch zu mir kommen könne. Dieser Vertrauensbeweis hat mich immer sehr berührt und auch wirklich gefreut.“

Und spätestens wenn ihre Gedanken diese Zeit umschwirren, wird Heike Kaup dankbar und leise und weiß, wie viele gute Jahre sie mit ihren Patientinnen hatte. Mitunter Jahrzehnte. Der Beruf der Ärztin ist gewiss Handwerk, Wissen und Routine. Aber er ist doch so viel mehr, weil die Nähe zu den Patient:innen immer in besonderen Lebenssituationen stattfindet und damit eine Verbundenheit formt, die einmalig ist.

Heike Kaup bleibt aber der Medizin noch eine gute Prise erhalten. Sie ist Teil des Oberhausener Palliativteams, im Vorstand des Ambulanten Hospiz Oberhausen e.V. und wird in Ausnahmefällen auch noch mal in der STEG sein – für Urlaubsvertretungen. Der Rest der Zeit gehört ihren Schafen und einem anderen Leben, das sie sich auch immer gewünscht hat.

Das gesamte STEG-Team wünscht ihr alles Gute und sagt einfach nur Danke für großartige gemeinsame Jahre.